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KURZBERICHT WIRTSCHAFT vom 10.11.2010


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Erstellt: 10.11.2010 • Stand: 12.11.2010 • Autor: Dirk Schröder
 
 
 
KURZBERICHT WIRTSCHAFT
vom 10.11.2010
 
 
Der NACHTRAG vom 11.11.10 sowie meine
Ergänzungen vom 12.11.10 sind blau gekennzeichnet


Heute rief ein Abonnent an und kam relativ rasch auf die 900 Milliarden US zu sprechen, mit denen die US-Notenbank Fed nun wieder Staatsanleihen aufkaufen will. Meine Erklärung dazu überraschte ihn sehr und bewog mich anschliessend, diese Erkenntnis auch vie BLOG zu veröffentlichen.
 
Am 7.11.1010 las ich in der NZZaS erstmals von diesem Vorhaben: „Bernanke [Fed-Chef] wird in den nächsten acht Monaten insgesamt für mindestens 850 Mrd. amerikanische Staatsanleihen kaufen. Damit wird das Fed ihren heutigen Bestand etwa verdoppeln.“
 
Hierzu habe ich in den letzten drei Tagen viele Kommentare gelesen, doch nirgendwo darin wurde der eigentliche Grund für diesen Monster-Deal aufgedeckt und kommentiert. Dafür aber gibt es wohl nur eine, nämlich meine Erklärung:
 
Die Chinesen kaufen keine US-Staatsanleihen mehr!
 
NACHTRAG 11.11.10: Das aber ist ein Signal für das Ende der USA, ein Signal für die Zahlungsunfähigkeit des Staates - und erklärt damit auch, warum die westlichen Medien sich scheuen, das heisse Eisen anzupacken und beim Namen zu nennen. Denn die Selbständigkeit der Notenbank wird ja immer damit begründet, dass sonst der Staat, wenn er in Not ist, grenzenlos "Geld drucken" würde. Hier, am Beispiel der USA., wird nun verdeutlicht, dass dieses Argument im Notfall nicht gilt: Es wird von der nationalen Notenbank, hier das Fed, Geld im Übermass "produziert" (ganz überwiegend nicht als Notengeld, sondern als Giralgeld), weil das Ausland (sprich China) das Vertrauen in diesen Staat als Schuldner verloren hat.

Dasselbe gilt wohl, wenn auch in sehr vermindertem Masse, für die Bank von England, da diese sich mit den nationalen staatlichen Finanzproblemen herumschlägt und gegenwärtig den "alliierten" USA keine Freundschaftsdienste mehr erweisen kann. Und ein sehr grosser Anteil der 850 bis 900 Mrd. , die das Fed in den Kauf von US-Staatsanleihen investiert, dienen gleichzeitig zur Tilgung der Zinsen auf die Staatsanleihen, da ja die US-Kassen leer sind. Diese Zinsen müssen nicht nur an das Fed bezahlt werden, sondern auch an US-Staatsbetriebe und –Versicherungen, denen der Erwerb von US-Staatsanleihen „von oben“ auferlegt wurde, sowie an ausländische Investoren, darunter auch China, das ja immer noch auf einem riesigen Berg an US-Staatsanleihen hockt. Denn in dem Moment, wo das US-Schatzamt die Zinsen auf die Staatsanleihen nicht mehr bezahlen kann, ist der Staat bankrott. Das aber ist der im Westen bisher nicht erkannte "Trick" von China, wie es durch den laufenden Erwerb und schliesslich gewaltigen Besitz von US-Staatsanleihen die vollkommene Macht über das existentielle Schicksal der  USA gewinnen konnte.
 
Eine weiterer Effekt, der möglicherweise auch im Westen unbeachtet blieb: Wenn die Chinesen keine US-Staatsanleihen mehr kaufen, hat das auch, wegen des grossen Volumens, das nun wegfällt, einen erheblichen Einfluss auf den Wechselkurs des US-Dollars. Dessen gegenwärtiger Sinkflug wäre demnach weitestgehend auf die Abstinenz der Chinesen beim Kauf von US-Staatsanleihen zurück zu führen. Das aber wäre eine verkappte Variante des „Krieges der Währungen“ zwischen USA und China, die deshalb bisher wenig Beachtung findet.
 
Noch einige Anmerkungen zu den Börsen.
 
Am 8.11.2010 fand sich in der NZZ ein Beitrag „Konzerne setzen auf Aktienrückkäufe“. Von IBM wird berichtet, dass dieser Technologiekonzern „einen Rückkauf eigener Aktien als die beste Investment-Chance für seine Liquidität (sieht). Am 26. Oktober kündigte das Unternehmen an, Aktien im Wert von 10 Mrd. zurückzukaufen. Für die nächsten fünf Jahre hat IBM 50 Mrd. für solche Rückkäufe vorgesehen. Seit Samuel Palmisano 2002 den Vorstandsvorsitz bei IBM übernahm, hat er mehr als 68 Mrd. in Aktienrückkäufe investiert. Das entspricht ungefähr 38 % des derzeitigen Marktwertes von IBM. Im selben Zeitraum haben nur Exxon Mobil und Microsoft mehr eigene Aktien zurückgekauft … Allein im zweiten Quartal [2010] kauften Unternehmen im Standard & Poor’s 500 Aktien im Werte von 77,7 Mrd. zurück … Microsoft hat in den vergangenen zehn Jahren mehr als 103 Mrd. in Rückkäufe investiert, doch der Aktienkurs liegt inzwischen bei gerade einmal der Hälfte des Hochs aus dem Jahr 2000.“
 
Was ist davon zu halten? Der tiefere Grund ist einfach zu erkennen: Durch diese gewaltigen „Stützungskäufe“ werden der Markt ausgeschaltet und drohende Kursverluste gestoppt, denn es besteht ein gewaltiger Verkaufsüberhang hinsichtlich dieser „Blue Chips“. Diese Milliarden-Rückkäufe sind also ein Symptom für die Flucht aus dem Risikopapier (US-amerikanische) „Aktie“, was jedoch von den Medien gut getarnt wird.
 
Noch kurz etwas zum Thema „Gold“.
 
Ich traute meinen Augen nicht, aber im Verbrauchermagazin „SALDO“ vom 10.11.2010 waren in der Rubrik „Geldberatung“ zwei Seiten betitelt mit „Der Höhenflug von Gold dauert nicht ewig“. Nach meiner Überzeugung verläuft die „Goldpreis-Explosion“ in Korrelation zur „Dollar-Implosion“ und ausserdem ist es die Aufgabe des Goldes, die Investoren von all den schlechten Nachrichten in den anderen Anlagebereichen abzulenken, das heisst, sie zu verblenden.
 
 

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